plötzlich auftretende neurologische Symptome mit evtl. Schmerzäußerung im Mund:
Verdacht auf Hypophysentumor oder Infektion des Gehirns und Beschwerden in der Maulhöhle

Alter & Herkunft der Ratte:

Ishani (zusammen mit einem 8-wöchigen Mädel) wurde im Alter von  >4 Jahren im Tierheim abgegeben.
Sie zeigte im Tierheim eine Schiefkopfhaltung.

Ihre offensichtlichen "Baustellen" bei Ankunft hier waren:
1. Otitis media mit Ausweitung zur Otitis interna (Labyrinthitis)
2. Abszess unter dem Hals

defektes rechtes Ohr  zeigt etwas nach unten, gesundes linkes Ohr nach oben

Bei meiner Tierärztin wurde die bisher unbehandelte Infektion des Ohrs mit Antibiotika und Cortison behandelt.
Auch wurde unter Narkose das Ohr genauer angeschaut und gereinigt. Ein sichtbarer Knochen hatte ein kleines Loch...der ganze Prozess muss also schon länger vor sich gehen.
Der Halsabszess wurde ebenso unter Narkose behandelt und 1-2 Wochen gespült.

Man merkte kaum noch etwas von ihrer Erkrankung ( Video ), nur wenn sie hochgehoben wurde, zeigte sie deutlich die Labyrinthitis-Symptomatik.

Die Ohren wurden zwischendurch immer wieder vom Tierarzt angeschaut,  rein äußerlich war alles ok, ins Innere konnte wir nicht schauen.
Sie zeigte keinerlei Schmerzsymptome am Ohr  (wie Kratzen, Schütteln usw).

7 Monate konnte sie hier noch mal richtig aufleben.

Dann, von einem auf den anderen Tag, ging es ihr sehr schlecht.
Sie zeigte neurologische Symptome, die evtl vermischt waren mit Schmerzsymptomatik im Mund/Kopf.
Folgende Videos wurden aufgenommen, nachdem sie erste Notfallmedis bekommen hat und während ich mit der Tierärztin telefoniert habe.
Video     Video

Durch ihre Vorgeschichte wurde sie sofort erlöst, da Verdacht auf Erreger im Gehirn und/oder Tumor gegeben waren und hier keine Behandlung mehr möglich wäre (ausser Leiden).

Befund:
1. In der Untersuchung stellte sich eine Umfangsvermehrung (0,5cm) im Bereich der Hypophyse als ein Adenom mit Blutungen und Hämosiderose dar, die das darüber liegende
Stammhirn komprimierte. Im Gehirn fanden sich keine entzündlichen Veränderungen.
2. In der Maulhöhle im Bereich des Zungengrunds fand sich ein infiltrativ wachsendes Plattenepithelkarzinom mit Osteolyse des angrenzenden
Unterkieferknochens und reaktiver Geflechtknochenbildung an der lateralen Fläche des Unterkiefers.
3. Im rechten Ohr wurde (in der Tiefe) pflanzliches Fremdmaterial festgestellt (lt Aussage TIHO könnte dies der Grund gewesen sein, für die eitrige Ohrgeschichte,
welche auch nie richtig abheilen konnte, da der Fremdkörper weiterhin vorhanden).

Die neurologischen Symptome sollen laut Befund vom den plötzlichen Einblutungen des Hypohysenadenoms kommen, auch meine Tierärztin meinte, dass diese Streckungen der Vorderbeine
auf Gehirn deuten...ich persönlich vermute zudem, dass diese zusätzlichen kleineren "Abwehr"bewegungen der Vorderpfoten vor dem Mund auf plötzliche Schmerzen auch von dort deuten können.

Infos

Quelle: Universität Bern, Zoologisches Institut "Morphologie und Anatomie der Ratte"; Fotos von J.-P. Airoldi

Hypophysenadenom - Tierart
Benigner Tumor von Zellen der Adenohypophyse ausgehend. Da das Diaphragma sellae bei der Ratte nicht durchgängig ist, kann der Tumor nach dorsal ins Gehirn wachsen.
Das Diaphragma sellae ist der Anteil der Dura mater an der Hirnbasis, der die Sella turcica überspannt und damit die Hypophyse von den basalen Hirnanteilen abtrennt.
Quelle: http://www.animalpatho.org/olecture/organzentrierte_pathologie_lo.html?uname=/vetpath/ozp&show=814&module_id=11869

Das Kleinhirn ist ein Teil des Gehirns von Wirbeltieren, der sich dem Hirnstamm hinten auflagert und sich unterhalb der Okzipitallappen des Großhirns in der hinteren
Schädelgrube befindet. Zusammen mit dem verlängerten Rückenmark und der Brücke bildet es das Rautenhirn. Brücke und Kleinhirn werden als Hinterhirn zusammengefasst.
Das Kleinhirn erfüllt wichtige Aufgaben bei der Steuerung der Motorik: es ist zuständig für Koordination, Feinabstimmung, unbewusste Planung und das Erlernen von Bewegungsabläufen.
Zudem wird ihm neuerdings auch eine Rolle bei zahlreichen höheren kognitiven Prozessen zugeschrieben.
Die Aufgabe des Kleinhirns ist vor allem eine Feinabstimmung der Motorik, sprich eine Hemmung überschwänglicher „Grobmotorik“.
Bei einer Schädigung oder Funktionsstörung des Kleinhirns können je nach Lage und Ausdehnung des betroffenen Areals eine Reihe von charakteristischen Symptomen auftreten.
Die allgemeinste Bezeichnung und Oberbegriff für die meisten Kleinhirnsymptome ist die Ataxie.
Im Einzelnen können vorliegen:
bei Läsionen des Vestibulocerebellums
durch Störung der Koordination der Augenbewegung ein Nystagmus
durch mangelnde Stützmotorik eine Rumpfataxie, die Unfähigkeit, die für das Stehen und Sitzen nötigen unbewussten Korrekturbewegungen der
Rumpfmuskulatur ausreichend durchzuführen;

bei Läsion der medianen (vermalen) Zone des Spinocerebellums
eine Stand- und Gangataxie, ein unsicherer, wankender Stand und Gang.
bei Läsion der intermediären oder paravermalen Zone des Spinocerebellums
steht die mangelnde Kontrolle und Koordination der Bewegungsdurchführung im Vordergrund, was sich durch eine Reihe von Symptomen äußert:
Störungen der Zielmotorik: Bei Hypermetrie über das Ziel hinausschießende bzw. bei Dysmetrie am Ziel vorbei treffende Bewegungen.
Die Unfähigkeit, schnell nacheinander und abwechselnd antagonistische Bewegungen durchzuführen, bezeichnet man als Dysdiadochokinese.

Quelle: Wikipedia

Links über Hypophysentumor mit Fotos::
http://ratguide.com/health/neoplasia/pituitary_tumor.php

http://ratguide.com/health/figures/pituitary_anatomy_figure_2.php
http://ratguide.com/health/figures/pituitary_anatomy_figure_1.php


Infos über Infektion des Ohres
Quelle: Aus der Klinik für kleine Haustiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover: Computertomographie bei Heimtieren
Otitis media
Bei der Otitis media handelt es sich um eine Entzündung der Bulla tympanica und ihres Inhaltes. Bei Laboratoriumstieren kommt die spontane akute Mittelohrinfektion häufig vor,
während die chronische Otitis media klinisch sehr selten
diagnostiziert wird und gewöhnlich im histologischen Bild nur als Residuum nachgewiesen wird. Die Otitis media entsteht
als Spontanerkrankung in der überwiegenden Zahl der Fälle
als aszendierende Infektion durch die Eustachische Röhre, jedoch ist auch eine Infektion auf dem Blutweg im Verlauf von
Septikämien möglich. 

Im fortgeschrittenen Stadium der Otitis media acuta kommt es zum Anfüllen des Mittelohres mit Exsudat. Die Absonderung aus dem Gehörgang kann wechselnd stark von serösem,
hämorrhagischem, schleimigem oder gelblich-eitrigem Charakter sein. Die Knochenwandungen des Mittelohres zeigen je nach Grad und Dauer der eine Resorption und auch eine
Knochenneubildung, in seltenen Fällen Sequesterbildungen. Das Trommelfell
ist immer an entzündlichen Vorgängen im Mittelohr beteiligt, es ist verdickt und zeigt alle Zeichen einer
akuten Entzündung. Auch eine Ruptur des
Trommelfells ist möglich und führt dann zur sekundären Otitis externa. Die Perforation ist zufolge meistens nachweisbar.
Ein
klinisches Anzeichen der Otitis media acuta ist das Kratzen mit der Pfote am Ohrgrund. Je nach Grad der Infektion ergeben sich weitere Symptome. So kommt es in schweren Fällen
zu Apathie, Anorexie und erhöhter Körpertemperatur. Klinisch kann die Otitis media auch unauffällig bleiben oder sich zur klinisch auffälligeren Otitis interna (Labyrinthitis) ausweiten.
Otitis interna (Labyrinthitis)
Die Labyrinthitis halten BERBERICH und KELEMEN  für eine häufige Erkrankung der Nager. Die Neigung zur Entwicklung einer Labyrinthitis wird darauf zurückgeführt, daß die
Labyrinthkapsel im Unterschied zum Menschen nur aus einer einzigen Knochenschicht besteht. Sie tritt entweder als Folge einer akuten oder einer cholesteatomatösen Otitis media
auf. Die Infektion erfolgt zumeist vom Mittelohr auf das Innenohr entweder über die Steigbügelfußplatte im ovalen Fenster oder auch sehr häufig über das runde Fenster.
Die Erkrankung des Labyrinthes kann so hochgradig sein, daß das Labyrinth völlig zur Einschmelzung kommt. Die pathologischen Veränderungen können sich über die Nerven-
und Blutgefäßscheiden ausbreiten und auf diese Weise in den
subarachnoidalen und subduralen Raum gelangen. Dort werden häufig Hirnabszesse und Meningitiden hervorgerufen .
Klinisch äußert sich die
Labyrinthitis je nach Schwere und Ausdehnung der Infektion in einer Freßunlust, Ataxie, Nystagmus und Apathie, sowie einer Kopfschiefhaltung,
wobei die gesunde Seite nach oben
gerichtet wird. Die Tiere zeigen zum Teil Drehbewegungen um ihre eigene Längsachse oder Kreisbewegungen nach der erkrankten Seite.