plötzlich auftretende Anfälle bei vollem Bewußtsein mit starker Schmerzäußerung und Exophthalmus:
Verdacht der Folgekomplikation einer chronischen Otitis Media ->  Meningitis


Stilla (aus dem Tierheim 2017)

Ihre erste "Baustellle" war ein Vaginalprolaps, der nur durch eine Kastration beseitigt werden konnte.
Sie hatte schon immer "übergroße" Augen für ihren kleinen kurzen Kopf, welche im Alter noch langsam größer wurden.
Das hier die Ursache ein stetig wachsenes Thymom war, daran hatte niemand gedacht, da bei Ratten ein Thymom sehr selten vorkommt.

Sie hatte keine weiteren Auffälligkeiten, keine Atemprobleme (durch Verdrängung der Lunge von Thymom).

Irgendwann war ab und an ein leicht muffiger Geruch aus den Ohren wahrzunehmen.
Sie wurde längere Zeit mit einem Antiobiotika und anfangs dazu mit Cortison behandelt.
Es verbesserte sich, jedoch kam dieser "Zustand" immer wieder und sie wurde immer wieder behandelt.
Sie zeigte jedoch keine Schmerzsymptomatik oder Kopfschiefhaltung, nur der muffige Geruch aus den Ohren war vorhanden.

Dann, von einem auf den anderen Tag, ging es ihr sehr schlecht:
extremer Exophthalmus
"angeschwollener" Kopf
starke Schmerzäußerungen
Anfälle bei vollem Bewußtsein
Abwehrbewegungen Schmerzen Kopfbereich
 

Video: kurz vor der Einschläferung

Durch ihre Vorgeschichte wurde sie sofort erlöst, da Verdacht auf Erreger im Gehirn und/oder Tumor gegeben waren und hier keine Behandlung mehr möglich wäre (ausser Leiden).

Befund:
Die Erkrankungsursache der euthanasierten Ratte bestand in einer eitrigen Otitis externa und media sowie eitrigen Entzündungen in Meningen und retrobulbärem Gewebe einschließlich der
Tränendrüse. Aufgrund des eitrigen Entzündungscharakters sowie der in der Tränendrüse nachgewiesenen Bakterien, ist ursächlich insbesondere eine bakterielle Infektion zu berücksichtigen.
Mögliche Erreger stellen dabei bei der Ratte Mycoplasma pulmonis, Streptococcus sp., Pasteurella sp., Staphylococcus sp. und Klebsiella sp. in Betracht (hier wurde nachträglich das
Hirn auf Erreger untersucht und ein Antibiogramm erstellt). Pathogenetisch handelt es sich wahrscheinlich um eine initiale Infektion des Ohres mit Ausbreitung der Entzündung in das zentrale
Nervensystem sowie das retroorbiale Gewebe.
Des Weiteren wies die Ratte ein lymphozytenreiches Thymom und hochgradig dysplastische Zellen in der Hypophyse auf. Thymome stellen gutartige, epitheliale Neoplasien des Thymus dar,
die durch einen Masseneffekt zu einer Beeinträchtigung der Atem- und/oder Herzfunktion führen können. In der Hypophyse lagen hochgradig dysplastische Zellen vor, die wenig vom umliegenden
Gewebe abgrenzbar waren. Aufgrund dieser Befunde sollte das Vorliegen eines Frühstadiums eines Hypophysenkarzinoms berücksichtigt werden. Hypophysenkarzinome stellen selten bei Ratten auftretende,
maligne Neoplasien dar, die üblicherweise ein infiltratives Wachstum zeigen

nachträgliche Untersuchung des ZNS
Kulturell geringgradiger Keimgehalt an Staphylococcus aureus, koagulasenegativen Staphylokokken und alpha-hämolysierenden Streptokokken


 

Infos über Infektion des Ohres
Quelle: Aus der Klinik für kleine Haustiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover: Computertomographie bei Heimtieren
Otitis media
Bei der Otitis media handelt es sich um eine Entzündung der Bulla tympanica und ihres Inhaltes. Bei Laboratoriumstieren kommt die spontane akute Mittelohrinfektion häufig vor,
während die chronische Otitis media klinisch sehr selten
diagnostiziert wird und gewöhnlich im histologischen Bild nur als Residuum nachgewiesen wird. Die Otitis media entsteht
als Spontanerkrankung in der überwiegenden Zahl der Fälle
als aszendierende Infektion durch die Eustachische Röhre, jedoch ist auch eine Infektion auf dem Blutweg im Verlauf von
Septikämien möglich. 

Im fortgeschrittenen Stadium der Otitis media acuta kommt es zum Anfüllen des Mittelohres mit Exsudat. Die Absonderung aus dem Gehörgang kann wechselnd stark von serösem,
hämorrhagischem, schleimigem oder gelblich-eitrigem Charakter sein. Die Knochenwandungen des Mittelohres zeigen je nach Grad und Dauer der eine Resorption und auch eine
Knochenneubildung, in seltenen Fällen Sequesterbildungen. Das Trommelfell
ist immer an entzündlichen Vorgängen im Mittelohr beteiligt, es ist verdickt und zeigt alle Zeichen einer
akuten Entzündung. Auch eine Ruptur des
Trommelfells ist möglich und führt dann zur sekundären Otitis externa. Die Perforation ist zufolge meistens nachweisbar.
Ein
klinisches Anzeichen der Otitis media acuta ist das Kratzen mit der Pfote am Ohrgrund. Je nach Grad der Infektion ergeben sich weitere Symptome. So kommt es in schweren Fällen
zu Apathie, Anorexie und erhöhter Körpertemperatur. Klinisch kann die Otitis media auch unauffällig bleiben oder sich zur klinisch auffälligeren Otitis interna (Labyrinthitis) ausweiten.
Otitis interna (Labyrinthitis)
Die Labyrinthitis halten BERBERICH und KELEMEN  für eine häufige Erkrankung der Nager. Die Neigung zur Entwicklung einer Labyrinthitis wird darauf zurückgeführt, daß die
Labyrinthkapsel im Unterschied zum Menschen nur aus einer einzigen Knochenschicht besteht. Sie tritt entweder als Folge einer akuten oder einer cholesteatomatösen Otitis media
auf. Die Infektion erfolgt zumeist vom Mittelohr auf das Innenohr entweder über die Steigbügelfußplatte im ovalen Fenster oder auch sehr häufig über das runde Fenster.
Die Erkrankung des Labyrinthes kann so hochgradig sein, daß das Labyrinth völlig zur Einschmelzung kommt. Die pathologischen Veränderungen können sich über die Nerven-
und Blutgefäßscheiden ausbreiten und auf diese Weise in den
subarachnoidalen und subduralen Raum gelangen. Dort werden häufig Hirnabszesse und Meningitiden hervorgerufen .
Klinisch äußert sich die
Labyrinthitis je nach Schwere und Ausdehnung der Infektion in einer Freßunlust, Ataxie, Nystagmus und Apathie, sowie einer Kopfschiefhaltung,
wobei die gesunde Seite nach oben
gerichtet wird. Die Tiere zeigen zum Teil Drehbewegungen um ihre eigene Längsachse oder Kreisbewegungen nach der erkrankten Seite.